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33 Frauen gewinnt den Kölner Theaterpreis 2021!

7. Dezember 2021

Unsere Produktion „33 FRAUEN“ wurde am gestrigen Abend (06.12.2021) im Rahmen der Kölner Theaterpreisverleihung 2021 mit dem Preis für die beste Kinder-und Jugentheaterinszenierung 2021 ausgezeichnet!


Wir gratulieren allen Beteiligten und freuen uns sehr über diese Auszeichnung!

 


Laudatio für Kölner Kinder- und Jugendtheaterpreis 2021
„33 Frauen“ von Manuel Moser und Sibel Polat von Jurymitglied Christian Bos

 

„Es wird feucht, es wird hart und es wird blutig“, droht Sibel Polat zu Beginn ihrer „Fem-Fame-Night“ „33 Frauen“. Wer eine der Vorstellungen in der Comedia besucht, dürfte schon eine klare Erwartungshaltung mitbringen. Jugendbücher wie „Rebel Girls“, in denen allseits berühmte, oder zu Unrecht vergessene, auf jeden Fall aber außergewöhnliche Frauen vorgestellt werden, stehen seit einigen Jahren auf den Bestsellerlisten. Und das ganz zu Recht. Meine Töchter können ihre „Rebel Girls“-Bände auswendig. Wissen Bescheid über Naturwissenschaftlerinnen, Malerinnenoder Weltumseglerinnen, in erstaunlichen Details, wo ich kaum den Namen kenne. Beschämenderweise. Aber lässt sich diese feministische Gute-Nacht-Lektüre auch auf die Bühne übersetzten?
Ja. Nein. Egal. Es ist sowieso alles ganz anders und das spürt man von dem Moment an, in dem die Kamera Polat in ihrer Garderobe weckt, sie wundersamerweise von Raum zu Raum das Outfit wechselnd auf Rollschuhen durch den Backstage-Bereich der Comedia stolpert, wo Manuel Moser, der Co-Regisseur und Co-Autor des Abends, ihr wiederholt die Tür aufhält. Auf die Bühne im Kunstpelz und nackten Beins rollt dann aber Carlos, Bundesfreiwilliger aus Ecuardor. Polat hat an diesem Abend den Hosenanzug an, Carlos muss als männliche und zumeist stumme Projektionsfläche dienen, während sie sich durch ihre vorgezogene Late Night Show schnoddert. Sie dominiert. Kennt man, aber eben nur von den Jimmys und Conans und Stephens und in Deutschland von Harald Schmidt. Ein weiterer kleiner Hinweis darauf, wie weit der Weg noch ist, den wir zu gehen haben.
Sibel Polat präsentiert sich denn auch als Zumutung. Als – Achtung: Selbstbeschreibung – „crazy bitch“, mit der wir es nun den ganzen Abend aushalten müssten. Es ist ihre Show und sie macht, was sie will. Was selbstredend das reinste, aufgekratzte Vergnügen ist. „Ich habe eine Stimme“, freut und wundert sich Polat und leiht sie dann 33 anderen „Rebel Girls“, von Romy Schneider bis Beyoncé Knowles, von Naomi Osaka bis Chimamanda Ngozi Adichiem, von Simone de Beauvoir bis zu ihrer eigenen Mutter, Zozan Polat. Wenn frau aber etwas aus diesem Abend lernen kann, dann ist es dies: Du musst dir nirgendwo deine Stimme leihen. Schon gar nicht solltest du auf die Erlaubnis warten zu sprechen. Sonst reden doch wieder nur Männer, die tun das nämlich am liebsten ungefragt. Der Abend spricht die Sprache von Youtube-TED-Talks, von TikTok-Kurzclips. Er atmet aber auch die Freiheit und Unmittelbarkeit von Theater, von der Bühne als Überraschungskiste.
Dass „33 Frauen“ jetzt mit dem Kölner Kinder- und Jugendtheaterpreis 2021 ausgezeichnet wird, ist eigentlich das Einzige, was an diesem Abend nicht überrascht. Manuel Moser und Sibel Polat standen beide bei den Kölner Tanz- und Theaterpreisen schon als Gewinner auf der Bühne und waren noch viel häufiger nominiert. Und die Co-Produzenten Comedia und c.t. 201 stehen seit Jahrzehnten für höchste Qualität. Aber man muss sich ja nicht dafür entschuldigen, dass man so gut ist. Das haben wir auch von den „33 Frauen“ gelernt.

 

Hier die Laudatio als PDF!